Gottschalk zieht ein

Ich hatte das noch in der TV-Zeitung gelesen, dann aber wieder irgendwie vergessen ... du hättest uns doch auch erinnern können, Marek!

Konnte man sich das so vorstellen wie "Frauentausch" auf RTL II oder hatte das mehr Charme?

Gibts davon nochmal eine Fortsetzung oder war das seine einzige "Ersatzvaterrolle"? Weißt du das?

Also war die ganze Sendung eher harmonischer und nicht so auf Krawall aus, wie das meistens beim Frauentausch der Fall ist ... tja, ist mir wohl was entgangen.

Ich hab da noch einen netten Artikel vom Spiegel gefunden:

Zitat

Von einem der einzog, das Gähnen zu lehren

Statt Hausfrauen zu tauschen, lässt das ZDF seinen Top-Moderator einziehen: Entertainer Thomas Gottschalk quartierte sich eine Woche bei einer ganz normalen Familie ein. Trotz pikanter Konstellation - der Vater musste gehen, Thomas blieb mit der Frau allein zu Haus - ist die neue Doku-Soap ein schales Vergnügen.

Rund 80 Millionen Menschen leben in der Bundesrepublik, davon sind - bei Anlegung großzügiger Maßstäbe - etwa 800 professionelle Moderatoren, etwa 800.000 waren schon mal im Fernsehen, als Gast bei Arabella, Fliege oder in der Abendschau des SFB. Alle Übrigen warten noch auf ihre Chance.

Deswegen muss das Fernsehen immerzu neue Formate erfinden. Was gestern noch der letzte Schrei war, über den sich die Experten des Grimme-Instituts den Kopf zebrachen, ist heute schon ein alter Hut. Oder kann jemand aus dem Stand sagen, wie der derzeitige Stand der Dinge im "Big Brother"-Container ist?

Und weil das Fernsehen ein Service-Unternehmen ist, das um seine Kunden wirbt, hat man sich was Neues ausgedacht. Man wartet nicht ab, bis die Menschen zu den Stars kommen und um Autogramme betteln, man schickt jetzt die Stars zu den Menschen. Plötzlich steht ein Promi vor der Tür und sagt: "Darf ich Ihnen das Frühstück ans Bett bringen? Oder Ihre Frau wachküssen?"

Nein, ganz so weit ist es noch nicht, damit können wir erst in sechs Monaten rechnen. Aber der Anfang ist gemacht, und wie wir alle aus Erfahrung wissen, muss einer immer den Anfang machen. Diesmal war es Thomas Gottschalk, der Majordomus des ZDF, der sein gemütliches kleines Häuschen in Malibu bei Los Angeles verlassen musste, um in die pompöse Villa der Familie Hein in Lüdenscheid bei Gummersbach unweit von Remscheid einzuziehen.

Dafür durfte Vater Hein ("Ich bin der Norbert!") für eine Woche das Weite suchen, um ungestört seinem Hobby zu frönen: "Nachts Fotos machen, das sind Dinge, die ich ausleben kann, die sonst nicht gehen." Vorher aber wies der Norbert den Thomas ein: "Das ist unser Schlafzimmer, ab hier gilt die gelbe Karte, und ab hier gibt es die rote Karte." So war die Stimmung schon erotisch aufgeladen, bevor die Hausfrau ins Bild trat, Friederike, 43, Mutter dreier Söhne und einer Tochter, die alle noch daheim wohnen.

"Die ist viel hübscher, als ich gedacht habe", sagt Gottschalk in die Kamera, und auch Friederike ist von dem Besucher, der im Gästezimmer einquartiert wird, angenehm angetan. "Es ist, als wenn man den Thomas schon kennen würde, als käme ein Freund oder Verwandter nach Hause."

Vor vielen, vielen Jahren, in den Tagen von Karl Heinz Köpcke und Irene Koss, glaubten viele Zuschauer, die Ansager im Fernsehen könnten in die Wohnzimmer sehen, deswegen zogen sie ihre besten Sachen an, bevor sie sich vors Gerät setzten. Auch Frau Hein hat sich fein gemacht, obwohl der Thomas ihr nur im Haus helfen soll. Er brät Buletten, fährt einen Sohn zum Musikunterricht, hilft dem anderen bei den Hausaufgaben und übt mit der Tochter englische Grammatik.

Doch dann wird es ernst und aufregend: Der Esstisch wird zur Seite gerückt, denn Friederike und Thomas tanzen Samba. Anschließend geht es mit einem blauen VW-Bus, der verdächtig oft zu sehen ist, in die Tanzschule. Thomas redet von der "Angst jedes Mannes, sich beim Tanzen zu blamieren", doch Friederike hat "mit dem Mann keine Probleme, wenn man sich körperlich näher kommt".

Hinterher kann Gottschalk nicht einschlafen und macht dafür eine Kuckucksuhr verantwortlich, die über seinem Bett hängt. Am nächsten Tag steht er zerknittert um 6.30 Uhr auf ("Ich sehe morgens wie der japanische Botschafter aus"), holt die Zeitung aus dem Kasten, deckt den Tisch und kämpft mit der Kaffeemaschine. Mutter Hein ist das alles recht. "Was soll ich mit einem Promi, der sich nur in die Ecke setzt, dann hab ich noch ein fünftes Kind."

Und während sie beim Friseur sitzt und von ihrem Zimmerherrn berichtet ("Der Mann ist zu gebrauchen"), zieht sich Thomas einen Overall an und macht sich daran, den Hof mit einem kräftigen Wasserstrahl abzuspritzen. Aber er verteilt nur den Schmutz von einer Ecke zur anderen, so dass Friederike nach ihrer Rückkehr vom Friseur sagen muss: "Der Hof ist jetzt noch dreckiger und versiffter als vorher!"

Nun endlich, hofft man, ist das Vorspiel endlich vorbei, jetzt geht es richtig los, jetzt wird der Thomas von der Friederike zuerst übers Knie gelegt und dann ordentlich missbraucht, wie das früher in den "Hausfrauen-Reports" des wunderbaren Doku-Filmers Alois Brummer immer passierte, wenn der Gast und die Dame des Hauses zur Sache kamen.

Nix da! Die ewige Vorlust nimmt kein Ende, weil aber die Geschichte nach 30 Minuten ausgereizt ist, muss eine künstliche Klimax her: Thomas und Friederike fliegen in einem Privatjet nach London, um sich dort gemeinsam das Musical "We Will Rock You!" anzusehen. Auch das ist ein Versprechen, das unerfüllt bleibt, denn Thomas und Friederike sitzen nur in einer Loge und singen bei "We Are the Champions" mit. Dann geht es mit dem Privatjet zurück nach Lüdenscheid, es gibt Schampus an Bord, und Friederike kommt ins Grübeln: "Bis jetzt war für mich das Größte, mit meinem Mann nach Mallorca zu fliegen." Mehr ist nicht drin.

Wieder zu Hause macht sie sich Gedanken, "ob die Kinder damit versaut werden", aber die Frage hat einen sauberen Hintergrund: Thomas hat die Kinder zu einem Fußballspiel mitgenommen und allen Getränke und Würstchen spendiert. "Dass deine Kinder mit mir als Vater in eine andere Umlaufbahn kommen, ist doch klar", erklärt er, während er an einer dicken Zigarre zieht. Dann sinniert er über seinen Job, der ein "Scheißjob" ist wie alle anderen auch. Freilich: "Wenn ich mich beschwere, können sich alle anderen erschießen." Friederike ist auch sehr realistisch: "Was ich träume, muss Hand und Fuß haben."

So bleibt es bis zum Schluss bei Andeutungen und Anzüglichkeiten, und als Ehemann Norbert nach einer Woche wieder nach Hause kommt, packt Thomas seine Taschen und macht sich auf den Heimweg nach Malibu. "Es muss auch ohne mich gehen", sagt er zum Abschied. Auch das ist eine versteckte Botschaft, die nur der Programmdirektor des ZDF verstanden hat.

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Der Artikel ist ja zeitweise doch sehr reißerisch geschrieben, haben also alle Zuschauer dieser Sendung auf irgendeine Sensation gewartet, oder läpperte sich das Geschehen erträglich dahin?
Ich finde da wird man nachdenklich ....

Und wieder nen Grund mehr den Fernseher gar net mehr einzuschalten.