Mai 2007: "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" (David Foster Wallace)

  • Dieses Mal haben wir wieder eine User-Rezension:



    Kurzbeschreibung


    Das Buch, das ursprünglich 1996 in den USA erschien, wurde geschrieben von David Foster Wallace, einem Journalisten. Er arbeitete zu dieser Zeit für das Harper's Magazine, welches ihm den Auftrag gab, auf Kosten der Zeitschrift eine Karibikkreuzfahrt zu machen und seine Eindrücke zu beschreiben. "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" ist das Ergebnis. Schon der Titel des Buches beschreibt Wallaces Einstellung zum organisierten Vergnügen auf dem Kreuzfahrtsschiff: Er kann damit rein gar nichts anfangen. Mit einer akribischen Liebe zum Detail versucht er, der Frage auf den Grund zu gehen, warum zum Teufel sich ansonsten normale Menschen jahrelang abrackern um dann Urlaub auf einem Schiff zu machen, wo alles künstlich ist, man ständig vorgeschrieben bekommt, was man anziehen muss, wo die Unterhaltung mittelmäßig ist und die Freizeitangebote teuer und nichtssagend - jedenfall in den Augen des Autors. Da er ein Mensch voller Zwänge und Phobien ist, der eine doch recht eigenwillige Sicht seiner Umwelt hat, kann man sich nur schrecklich amüsieren, wenn er von seiner panischen Angst vor der Unterdruck-Toilette spricht oder voller Sarkasmus seine Mitreisenden beschreibt, die sich mit großem Enthusiasmus dem Ententanz widmen oder Fragen stellen, wie, ob man beim Tauchen nass würde oder um wieviel Uhr das Mitternachtsbuffet eröffnet wird. Viele Abläufe auf dem Kreuzfahrtsschiff scheinen in Wallace auch eher Zwänge und Ängste auszulösen, wie z.B. die Tatsache, dass seine Kabine jedes Mal gereinigt wird, wenn er sie länger als 30 Minuten am Stück verlässt. Woher aber weiß das Zimmermädchen wie lange er weg bleiben wird? Diese Frage ist für Wallace Grund genug, eine Reihe von Experimenten einzuleiten um festzustellen, ob ihn das Zimmermädchen verfolgt. Außerdem beginnt er eine Versuchsreihe: Er bleibt er nur bis zu 29 Minuten von seiner Kabine fern - und findet sie in dem Choas wieder, in dem er sie verlassen hat. Bei gleichem Versuchsaufbau und einer Abwesenheit von 31 Minuten aber ist sie sauber und aufgeräumt. Am Ende kommt man als Leser nicht umhin, den Eindruck zu bekommen, dass es eben solche Versuche und Zwänge sind, mit denen Wallace den Großteil seiner Zeit auf dem Kreuzfahrtsschiff verbracht haben muss und gerade diese Beschreibungen machten dieses Buch zu einer lustigen Lektüre.


    Der Autor


    David Foster Wallace wurde 1962 geboren und lebt heute in Bloomingdale, Indiana. Er wird oftmals als einer der vielversprechendsten und jetzt schon bedeutsamsten Autoren seiner Generation beschrieben. Das hier vorgestellte Buch wurde in diversen Literatursendungen und u.a. auch von Harald Schmidt empfohlen.


    Mein Fazit


    Dieses Buch ist eine leichte und amüsante (und auch recht günstige) Lektüre, die man binnen weniger Stunden ausgelesen haben kann. Oft musste ich beim Lesen laut lachen oder hatte das Bedürfnis, meinen Mitmenschen besonders lustige Passagen vorzulesen. Als jemand, der noch nie auf einem Kreuzfahrtsschiff war und eigentlich immer nur den Eindruck vermittelt bekommen hat, dass eine solche Karibikkreuzfahrt ein traumhaft schöner Urlaub sein müsste, war dies für mich definitiv eine interessante Gegendarstellung. Allerdings muss man schon sagen, so ganz normal ist Wallace nicht und man sollte dieses Buch sicherlich nicht als Ratgeber konsultieren. Merkwürdig ist auch, dass Wallace eine extreme Vorliebe für akribische Fußnoten zu haben scheint, die manchmal mehr Platz auf den Seiten einnehmen als der eigentliche Text. Auch ist er vielleicht der einzige Autor, dem es gelingt, Fußnoten anzulegen um zuvor verfasste Fußnoten zu ergänzen. Wenn man sich aber einmal an diesen Stil gewöhnt hat und einen Eindruck von Wallaces zwanghafter Persönlichkeit bekommen hat, empfindet man irgendwie auch die Fußnoten eher als amüsant denn als störend.


    Als Wort der Warnung sollte man wohl hinzufügen, dass sich an diesem Buch anscheinend wirklich die Geister scheiden. Auch in den Amazon-Rezensionen ist zu erkennen, dass Leute das Buch entweder geliebt oder aber gehasst haben. Ich selber habe eigentlich weder das eine noch das andere getan, mich aber definitiv gut amüsiert und das Buch gerne gelesen.




    [Blockierte Grafik: http://amazon.quatschen.at/buchtipp/0507-002.jpg] Taschenbuch 183 Seiten - Verlag Goldmann (Januar 2006)


    Buchtipp verfasst von Creampuff

  • Hallo zusammen


    Natürlich hab' auch ich als Kreuzfahrt-Fan dieses Buch gelesen und fand es auch sehr amüsant. Leider wird es viele Leute abschrecken, die sich nicht sicher sind: Kreuzfahrt - oder nicht?


    Manches konnte ich zwar bestätigen - manch anderes aber auch wieder nicht. Der Autor hat es schon teilweise magisch angezogen, was er so alles erlebt hat. :D


    Viele Grüße
    Manuela

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