Beiträge von Tweety

    Orgrimmar:
    Regen peitschte dem jungen Ork ins Gesicht, während der Wind sein eigenes Lied pfiff. Kälte nistete sich in seine Glieder. Derartiges Wetter gab es in Kalimdor selten, war aber eine wilkommene Abwechslung zu der sonst so staubigen Hitze. Sein Blick wanderte von der Spitze des Speeres über den polierten Holzschaft zu seiner gepanzerten Hand. Mühsam bewegte er die einzelnen Finger in der Hoffnung, wenigstens di gröbste Kälte zu vertreiben. In den letzten Stunden hatte sich Nebel um die Zerklüfteten Felsen vor der Stadt gelegt. Bald würde er von der zweiten Schicht abgelöst werden, doch er musste noch immer auf der Hut sein. Nicht selten hatte es ein Unruhestifter geschafft, die Wache hinterrückt niederzuschlagen und sich in die Stadt zu scmuggeln.
    Für manche möchte die Arbeit als Torwärter langweilig sein, doch es tat immer wieder gut, sich mit den verschiedensten Leuten zu unterhalten, denn so kam er meist als erstes an Neuhigkeiten, was das Umland von Orgrimmar betraf.
    Plötzlich kam Bewegung in den Nebel. Einzelne Fetzen der grauen Brühe lösten sich und schließlich zeriss die Nebelwand. Ein Schatten erschien in der Lücke, der zielstrebig auf das Tor zuhielt. Schließlich verschwanden auch noch die letzten Schlieren des Nebels und gaben die Sicht auf diese seltsame Gestalt frei. Ein schwarzer Umhang mit Kapuze wehte kurz im Wind auf und ließ den Blick des Orks auf eine seltsame Rüstung fallen. Der Griff eines langen Zweihänders lugte über die breiten Schultern und ließen die letzten Zweifel über den Beruf dieses Fremden verschwinden. Die Wache schluckte noch einmal kurz und trat aus dem Schatten des Wachturmes heraus, der ihm wenigstens ein bisschen Schutz vor der beißenden Kälte des Windes gegeben hatte.
    Er versuchte jedes bisschen Authorität in seine Erscheinung zu legen, doch neben diesem riesen von Ork wirkte er schon fast mickrig, obwohl er auch nicht grade kleine war und breite Schultern hatte.
    Der Krieger strahlte so viel Ruhe, wie auch Tödlichkeit aus, das ihm seine Stimme immer wieder abhanden kam:
    "Herzlich... Herzlich willkommen... Fremder! Nenne... Nenne deinen Namen und deine... Absichten in Orgrimmar!"
    Einzig ein Grunzen aus dem Schatten der Kapuze antwortete ihm. Mit einer gelangweilten Bewegung fegte der Fremde die Kapuze aus seinem Gesicht. Zum Vorschein kam ein fast kahler Kopf, wenn man von dem Büschel pechschwarzer Haare abseh, welcher er wie ein Krieger hohen Ranges zu einem Zopf gebunden hatte, der lose nach hinten zwischen seine Schulterblätter fiel. In den Augen schien ein eigenes kleines Feuer zu glimmen und rundeten die schaurige Erscheinung ab.
    "Ist ja interessant! Da ist man mal ein paar Jahre nicht da, und keiner kennt einen mehr. Wundert mich eigentlich, das du solch ein schlechtes Gedächnis hast, Brok!"
    Ein Lächeln erschien in dem harten Gesicht.
    Erstaunt riss Brok die Augen auf.
    "Nezgar? Captain Nezgar? Seid ihr es wirklich, sir?"
    Brok ließ den Speer fallen und umarmte seinen alten Vorgesetzten.
    "Was ist aus dir geworden? Alle dachten, du seist tot! Und jetzt steht ihr nach all den Jahren vor unseren Toren, als sein nichts gewesen! Und verändert habt ihr euch auch! Aber genug geschwätzt, kommt rein und genießt die Wärme der Tavernen Orgrimmars!"
    Er wandte sich hoch zu dem Turm und schrie gegen den Wind:
    "Kell! Kell du fauler Hund, öffne das Tor!"
    Ein Ruck ging durch die verstärkten Torflügel und der rechte Flügel glitt fast lautlos auf.
    Vor seinen Augen erstreckte sich sein altes, geliebtes Orgrimmar.


    Und der nächste Teil:
    Dei Taverne lag in gedämpften Licht. Rußig Fackeln spendeten das wenige Licht, das zu dieser Tageszeit erforderlich war. Der Wirt hatte bereits vor einigen Stunden die Fenster schließen müssen, weil der Wind, welcher durch Orgrimmar pfiff, die Flügel immer wieder auf und zu schlug. Im Moment war er grade damit beschäftigt, die Böden der Bierkrüge mit einem alten Lappen auszuwischen. Nur wenige hatten den Weg in seine Taverne gefunden, was woh ldaran lag, das die Schenke gut versteckt in einer Seitenstraße gelegen war.
    "Murazah, einen neuen Krug Bier!"
    Der orkische Wirt blickte kurz auf um den Sprecher zu ermitteln. Ein im Vergleich kleiner Taure blickte ihn erwartungsvoll an. Er nickte kurz und wollte grade im Vorratsraum verschwinden, als die Tür aufgestößen wurde. Er wollte grade den neuen Gast anfahren, er solle vorsichtiger mit der Tür umgehen, als den Neuankömmling sah.
    Die Fackeln begannen zu flackern und erloschen fast. Die Gestalt machte einen weiteren Schritt in den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Sofort beruhigten sich die Fackeln wieder.
    Bedrücktes Schweigen brach im Schankraum aus und alle Blicke ruhten auf dem neuen Gast. Mit hastigen Schritten kam der Wirt dem Kunden entgegen. Er wies mit einer Hand durch den Raum und sprach:
    "Seid willkommen, Femder. Mein Name ist Murazah, und ich bin der Wirt dieser Schenke. Was kann ich euch bringen?"
    Die Gestalt ließ sich auf einen Hocker an der Bar nieder und entgegnete mit ruhiger Stimme:
    "Grüße, Wirt! Ich bin Nezgar. Deine Schenke muss neu sein, denn ich kann mich nicht an sie erinnern. Früher stand hier an dieser Stelle eine andere Taverne."
    "Wenn ihr verzeiht, aber dieses Gasthaus, von dem ihr spracht, gibt es seid nahezu drei Jahren nicht mehr!"
    "Meinetwegen, ist jetzt ja auch egal. Und jetzt hätte ich gerne einen großen Humpen Bier!"
    Murazah drehte sich um und eillte in den Vorratsraum.
    In diesem Moment ging die Tür erneut auf...


    Ab hier geht meine Geschichte los


    Fortsetzung: Orgrimmar


    Nezgar drehte sich um, um den Neuankömmling zu betrachten. Die Gestalt war von oben bis unten in eine schwarze Robe gekleidet. An einem Gürtel, den sie sich schräg in Hüfthöhe über die Kutte gebunden hatte, prangte ein Zeichen: Ein rotes Schwert, um das sich eine weiße Schlange wandte. Insignien waren allerdings nicht (oder wenigstens nicht auffällig) zu sehen, weder an ihrem Gürtel noch an ihrer Kleidung oder an den beiden Waffen, die sie mit sich trug: Dem Zweihänder am Gürtel und der zweihändigen, schweren Axt, welche sie in der linken Hand hielt. Den schwarzen Helm zierten einige Runen und Verzierungen, welche elfischen Ursprungs zu sein schienen und welche Nezgar auch nicht zuordnen vermochte.
    Dieser Mann war nicht von hier, dachte Nezgar sich, so viel war sicher.


    Murazah kam mit einem Krug Bier in der Hand wieder...Und hätte ihr vor Schreck fast fallen gelassen, als er die Gestalt erblickte. Der Wirt erstarrte mitten in seiner Bewegung.
    Als er sich wieder rühren konnte und Nezgar den Humpen hinstellte, zitterten seine Hände. Dabei ließ er den Fremden nicht aus den Augen.
    Nun wandte sich Murazah gänzlich zu dem Mann um. Er wischte sich die schwitzenden Hände an der Schürze ab, die er sich umgebunden hatte und stotterte: „Guten T-Tag, Fr-Fremder. Was kann i...ich euch brin...gen?“ Murazah ließ die fremde Gestalt nicht eine Sekunde lang aus den Augen.
    Die Gestalt machte einen Schritt in den Raum, setze sich an einen kleinen, runden, schäbig aussehenden Tisch und bestellte einen Früchtewein. Selbst mit dem leichten, schlangenartigen Lispeln in seinen Worten klang die Stimme des Kriegers tief und bedrohlich.
    Murazah stand einige Sekunden lang da wie angewurzelt. Danach eilte er in den Vorratsraum und suchte nach einem Früchtewein. Er fand verschiedene Jahrgänge. Der älteste, welchen Murazah rauskramte, besaß eine Existens von dreiundvierzig Jahren. Murazah nahm die Flasche mit in die Schänke und stellte sie auf den Tresen. Danach holte er ein staubiges Glas hervor, öffnete die Flasche und goss die rote Flüssigkeit in das Glas, nachdem er es noch ein mal rasch abgewaschen hatte. Er bewegte sich langsam auf den Fremden zu und platzierte das Glas vor ihm. Dieser nahm es und leerte es in einem Zug. Nezgar ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Der Fremde legte vier Goldmünzen auf den Tresen und verschwand nach draußen in die Nacht.


    Nezgar starrte ihm nachdenklich nach. Irgendwie kam ihm der Fremde bekannt vor. Er nahm einen Schluck Bier und dachte nach.
    Plötzlich erinnerte er sich wieder! Er wusste, wo ihm diese Gestalt schon ein mal begegnet war!
    Er war auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem ehemaligen Vorgesetzten und Freund in der Nähe des Saronengebirgszuges im Tethirwald in Alaendûr gewesen. Auf dem Berg Alyantanár hatte er den Fremden zum ersten mal in Augenschein nehmen dürfen.
    Auch der Fremde schien diese nächtliche Begegnung nicht vergessen zu haben, denn er drehte sich in der Tür um und ging wieder in die Schänke und bestellte sich einen großen Humpen Bier, welchen er nicht so schnell leerte wie seinen Wein. Dabei ließ er Nezgar keine Sekunde lang aus den Augen.
    Als der Humpen geleert war, ging er auf Nezgar zu und sagte: „Kennen wir uns nicht?“
    Augenblicklich verstummten alle Gespräche und es war totenstill in dem Wirtshaus. Alle Aufmerksamkeit galt nun Nezgar und dem Fremden. Dieser nahm den Helm ab [Wie kann er mit Helm trinken? ÄNDERN!!!] unter welchem ein nicht so düsteres, aber trotzdem immer noch Furcht einflößendes, vernarbtes Gesicht zum Vorschein kam.
    Nezgar nickte kaum merklich. „Ja.“
    „Ich bin Ortak“, meinte der Fremde, „und du musst Nezgar sein. Ich habe schon viel über dich gehört.“
    Nezgar schaute Ortak beunruhigt an. Er mochte es gar nicht, wenn man zu viel über ihn wusste.
    „Du warst irgendwann einmal spurlos verschwunden“, fuhr Ortak fort. „Alle dachten, du wärst tot. Aber wie ich sehe, war dies ein Irrtum.“ Ortak lächelte. Dann legte er noch eine Goldmünze auf den Tresen und verschwand endgültig in der Schwärze der Nacht.


    Ende (vorerst)