Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Englisch

  • Hausmeister heißen "Facility Manager", Totengräber "Funeral Master": Sprachschützer vom "Verein Deutsche Sprache" (VDS) haben die Zunahme englischer Wörter und Redewendungen in der Deutschen Sprache als "Imponiergehabe" kritisiert. "Eine Reihe dieser modernen Imponier-Anglizismen bereichert die deutsche Sprache nicht, sondern soll zeigen: 'Ätsch, ich kann Englisch'", sagte der Vorsitzende Walter Krämer in Münster. "Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Englisch."


    Deutsch nur noch für Oma und Opa


    "Das Englische scheint eine Leit- und Obersprache zu sein", beklagte Krämer. "Deutsch ist nur noch für Oma und Opa." Ein weiterer Grund für die Zunahme des so genannten "Denglisch" sei auch, unangenehme Dinge zu verschleiern. Krämer nannte vor allem den vom Bundesverband Deutscher Bestatter verwendeten Begriff "Funeral Master" für Totengräber oder "toilet cleaning set" für Klobürste. Viele Deutsche wollten zudem im Ausland nicht als Deutsche erkannt werden.


    Der Dortmunder Verein, der sich seit gut sechs Jahren gegen die Zunahme angloamerikanischer Wörter und Redewendungen in der deutschen Sprache wehrt, hat sich in der Vergangenheit mit spektakulären Aktionen gegen das "Denglisch" gewehrt. Im vergangenen Jahr beispielsweise versteigerten die Sprachschützer die deutsche Sprache demonstrativ bei Ebay - binnen zwei Tagen lag das Höchstgebot bei mehr als 10 Millionen Euro und wurde nach den Richtlinien der Internet-Auktionsbörse gestoppt. Mittlerweile zählt der Verein mehr als 19.000 Mitglieder.


    "Sprachpanscher" des Jahres


    Außerdem gab der Verein seine Kandidaten für den "Spachpanscher des Jahres 2004" bekannt. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wurde mit folgender Begründung für den zweifelhaften Preis nominiert: "Wer mit einer Aktion namens 'Brain-up' für deutsche Spitzenuniversitäten wirbt, hat diese Nominierung bestens verdient", so Krämer. Die Bundesdelegiertenversammlung des 1997 gegründeten Vereins nominierte außerdem den Geschäftsführer des Fußballbundesligaclubs Herta BSC, Dieter Hoeneß. Hoeneß sehe wie auch DFB-Präsident und "Sprachpanscher 2003", Gerhard Mayer-Vorfelder, das Heil des deutschen Fußballs im Anbiedern an die englische Sprache und lasse seine Kicker in "Warm-up"-Anzügen antreten.


    Bulmahn sei zwar mit jüngeren Projekten wie dem Ideenwettbewerb "Zeit für mehr - so stellen wir uns unsere Schule vor" wieder zu gutem Deutsch zurückgekehrt, räumte Krämer ein. Aber "dieses peinliche 'Brain-up'" sei ein unerreichtes Armutszeugnis für das ganze deutsche Bildungswesen.


    ZDF - auf dem zweiten Auge blind?


    Weiterer Anwärter auf den Titel des "Sprachpanschers 2004" sei Markus Schächter, Intendant des ZDF. Schächter sei verantwortlich für Sendungen wie "Girl Friends", "Kinder-tivi", und "City Dreams": "Das ZDF - auf dem zweiten Auge blind für Deutsch?", mokierte sich Krämer.


    Bis zum 27. August können die gut 19.000 Mitglieder des Vereins den Preisträger per Brief wählen. Andere Preisträger neben Mayer-Vorfelder sind etwa die Modeschöpferin Jil Sander (1997) sowie der frühere Bahnchef Johannes Ludewig (1999). Seit 1997 kämpft der Dortmunder Verein Deutsche Sprache gegen die Vermischung der Deutschen Sprache mit englischen Brocken - das so genannte "Denglisch".


    Quelle

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