Platzeck tritt zurück

  • SPD-Chef Matthias Platzeck hat nach knapp fünf Monaten im Amt seinen Rücktritt erklärt. "Ich musste in den letzten Tagen die mit Sicherheit schwierigste Entscheidung meines bisherigen Lebens treffen - nämlich die, auf dringenden ärztlichen Rat den Vorsitz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands niederzulegen", sagte Platzeck nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei in Berlin.

    Das SPD-Präsidium habe sich einstimmig für den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck als Nachfolger ausgesprochen, berichtete Platzeck. Die Entscheidung über den Vorsitz wird auf einem Parteitag fallen. "Ich bitte die Mitglieder meiner Partei, sich eng um Kurt Beck zu scharen", so der 52-Jährige, der in weiten Teilen seiner Partei als wahrscheinlicher Kanzlerkandidat für die Wahl 2009 galt.

    Beck kündigte an, dass er auf einem außerordentlichen SPD-Parteitag Ende Mai für den Vorsitz kandidieren werde. Zunächst wolle er schnellstmöglich direkt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Edmund Stoiber sprechen. Als Parteivorsitzender wolle er die Kontinuität in der großen Koalition wahren.

    "Gründlich übernommen"

    Ende März hatte die SPD mitgeteilt, Platzeck habe einen Hörsturz erlitten, der rund eine Woche lang im Krankenhaus behandelt wurde. Nach der Präsidiumssitzung sagte Platzeck, dass er schon zuvor schwerwiegende Probleme hatte. So habe er schon zum Jahreswechsel einen ersten Hörsturz erlitten. Diesen habe er entgegen dem Anraten seiner Ärzte zunächst ignoriert. Im Februar folgte dann ein Kreislauf- und Nervenzusammenbruch. Offiziell war damals von einer schweren Grippe die Rede gewesen.

    Durch den neuerlichen Hörsturz sei sein Hörvermögen stark eingeschränkt, sagte Platzeck. Damit sei klar, "dass es keine andere verantwortliche Entscheidung gab" als zurückzutreten. Mit der Übernahme des SPD-Vorsitzes habe er sich gründlich übernommen. Er wolle sich nun "mit ganzer Kraft dem Land Brandenburg" widmen.

    Platzeck war am 15. November 2005 mit einem der besten Wahlergebnisse in der Parteigeschichte zum SPD-Chef gewählt worden. Er hatte 99,4 Prozent der Stimmen bekommen. Der damalige Vorsitzende Franz Müntefering hatte das Amt zuvor überraschend abgegeben. Regierungschef in Brandenburg ist Platzeck seit Juni 2002. Zahlreiche Mitarbeiter der SPD-Zentrale im Berliner Willy-Brandt-Haus applaudierten ihm und Beck anhaltend.

    Der neunte Brandt-Nachfolger

    Beck war als Wahlsieger aus der Landtagswahl am 26. März hervorgegangen und kann in Rheinland-Pfalz mit absoluter Mehrheit regieren. Er hatte als erster Stellvertreter von Platzeck auf dem SPD-Parteitag im November 92,2 Prozent erhalten.

    Bereits nach dem Rücktritt von Platzecks Vorgänger Müntefering war Beck als SPD-Vorsitzender im Gespräch. Platzeck und Beck einigten sich damals jedoch darauf, dass der Brandenburger das Amt übernimmt. Als Parteivorsitzender wäre Beck bereits der neunte SPD-Chef seit dem Ende der Amtszeit von Willy Brandt 1987.

    Beck kündigte an, dass der SPD-Fraktionschef im Landtag von Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, als Vize-Vorsitzenden nachrücken soll. Generalsekretär Hubertus Heil und Bundesgeschäftsführer Martin Gorholt sollen nach dem Willen des SPD-Präsidiums in ihren Ämtern bleiben.

    Merkel bedauert und respektiert

    Die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm Platzecks Rücktritt "mit Respekt, aber auch Bedauern" zur Kenntnis. "Ich kann nachvollziehen, dass eine solche Entscheidung zu den schwierigsten Entscheidungen gehört, die man treffen kann", sagte Merkel.

    Die Kanzlerin würdigte dabei die "intensive und sehr gute Zusammenarbeit" der vergangenen Wochen mit Platzeck. Merkel sagte weiter, sie werde auch mit Beck "vertrauensvoll und im Geiste der großen Koalition" zusammenarbeiten.


    Quelle: http://www.n-tv.de/654074.html




    Platzeck wird oder soll morgen unser Institut einweihen. Ob er noch kommt? ?(

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