Schenkt man der kulinarischen US-Geschichtsschreibung Glauben, werden die Pommes frites 150 Jahre alt.
In den USA hat die heute gern auch "freedom fries" bezeichnete Kartoffelspezialität ihren Siegeszug angetreten, und dort trug sich auch jene Episode zu, die ihre Erfindung auf das Jahr 1853 festlegt.
Aspruchsvoller Kartoffel-Connaisseur
George Crum war damals Koch der Moon Lake Lodge in Saratoga im US-Bundesstaat New York. Mit seinen Kochkünsten waren alle Kunden zufrieden - bis auf einen lästigen Gast, den manche Quellen als Eisenbahn-Magnaten Cornelius Vanderbilt identifizieren.
Dem waren die servierten Kartoffelscheiben zu dick, und er schickte sie zurück in die Küche. Crum schnitt dünnere Scheiben, doch Vanderbilt beschwerte sich wieder.
Heiße Scheiben
Mit so viel Widerspenstigkeit hatte der Koch nicht gerechnet. Er schnitt die Scheiben absichtlich so dünn, dass man sie nicht mehr mit einer Gabel aufspießen konnte, frittierte sie und servierte sie heiß.
Siehe da: der Gast war begeistert, die "Saratoga Chips" wurden prompt in die Speisekarte der Lodge aufgenommen.
Pommes oder Chips?
Das Endergebnis war aus heutiger Sicht wohl eher eine Mischung aus Pommes frites und Kartoffelchips. Unterschiedliche Quellen nennen Crum abwechselnd als Erfinder von beidem.
Die Erdäpfel von Pont Neuf
Aus Europa gibt es starke Konkurrenz für die Crum-Theorie: In Frankreich soll der Snack schon 1837 eine gern gegessene Speise am königlichen Hof gewesen sein. Und zwar unter dem Namen "Pommes Pont Neuf", weil die Erdäpfel-Spalten angeblich die selbe Form wie die berühmte Seine-Brücke hatten.
Dafür gibt es allerdings ebenso wenige zuverlässige Quellen wie für die These, dass die Pommes aus Belgien stammen.
Fritten statt Forellen
Der belgische Historiker Jo Gerard behauptet, er habe eine historische Schrift eines seiner Vorfahren gefunden, laut der Pommes frites schon 1680 von den Fischern der Maas zubereitet wurden.
Frittierter Fisch zählte zu ihren wichtigsten Speisen; wenn der Fluss zugefroren war, schnitten sie stattdessen Kartoffeln in Fischform und erhitzten sie im heißen Fett. Das von Gerard zitierte Dokument darüber wurde allerdings nie publiziert.
"French fries" falsch?
Dennoch verteidigen im Internet Websites wie Belgianfries.com die "wahre" Herkunft der Fritten. Der gängige US-amerikanische Begriff "french fries" sei historisch gesehen einfach nicht zutreffend, meinen die Betreiber.